
Auf die demografische Wende, also das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung, wird in Deutschland mit Diskussionen und Plänen zur finanziellen Absicherung der Rentner und einer Anhebung des Renteneintrittsalters um 2-3 Jahre reagiert. In Japan handelt die Regierung diesbezüglich pragmatischer. So lange es irgendwie geht, sollen Japaner arbeiten. Die japanische Regierung verkauft ihre Politik als eine Art Teilhabe
bis zum Ende. Jeder Japaner soll das ganze Leben lang gesellschaftlich „aktiv“ bleiben und das gilt auch für das Arbeitsleben. Es stimmt zwar, dass das Zusammensein mit anderen Menschen neurologische Folgen des Alterns verzögert, aber man muss auch körperlich zum arbeiten in der Lage sein. Und da noch kein Mittel gegen die Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit erfunden wurde, bleiben für Rentner oft nur sehr einfache oder stupide Arbeitsplätze übrig.
Doch viele von ihnen haben keine Wahl. Die Renten in Japan sind sehr gering und die Altersarmut dementsprechend hoch. 50 Prozent aller über 65-Jährigen müssen ihre Rente durch Arbeit aufstocken. Die daraus entstehende Zwangslage der Menschen wird zusätzlich von den Konzernen ausgenutzt. So müssen alle Mitarbeiter ab 60 Jahren einen neuen Arbeitsvertrag unterzeichnen, wenn sie weiter in der Firma arbeiten wollen und damit erhebliche Lohnkürzungen hinnehmen. Um 40 Prozent wird im Landesdurchschnitt der Lohn gekürzt.
Kein Wunder also, dass japanische Ökonomen darauf drängen, die Altersarbeit weiter zu fördern. Die heutigen japanischen Rentner wurde noch dazu erzogen, dass wer nicht arbeitet, auch nicht essen solle. Allerdings zeigen sich erste Risse, in der viel beschworenen japanischen Arbeitskultur. Bei der weltweiten Befragung durch die Beratungsgesellschaft EY, zur Motivation von Mitarbeitern, gaben lediglich 19 Prozent der befragten Japaner an, auf Arbeit ihr Bestes zu geben. In Deutschland lag der Wert bei 48 Prozent, was dem europäischen Durchschnitt entspricht.